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Das Solarkomplott von Nicolas Roth. Jugendbuchempfehlung

Nicolas Roth:

Das Solarkomplott

1. Bibliografische Angaben und Lesestufe

  • Nicolas Roth: Das Solarkomplott. München: Omnibus, 2004, 128 S. (Ein Fall für die Greenteams, Bd. 2)
  • Lesestufe: 6.–8. Klasse

2. Inhaltsangabe

Marco, Reto, Tamara, Laura und Evelyn bilden das Greenteam „Grünfinken“. Auf ihre Initiative hin und durch ihr Engagement hat ihre Schule eine eigene Solaranlage erhalten. Schon kurz nach der Inbetriebnahme werden einige Solarpaneele gestohlen, doch merkwürdigerweise wird die Polizei nicht verständigt und die entwendeten Paneele werden einfach ersetzt. Das Greenteam  beschließt, dem Vorfall auf den Grund zu gehen. Viele machen sich durch seltsames Verhalten verdächtig: neben dem Hausmeister und einer für zerstörerische Aktivitäten berüchtigten Gruppe von Jungen auch der Schulleiter und sogar der Gemeindepräsident.
Heimlich untersucht das Greenteam die Solaranlage und kann auch einen Zeugen ausfindig machen – Manuel, ein Mitglied der „Schulgang“. Erstaunlicherweise interessiert sich der Schulleiter nicht für die neuen Erkenntnisse und verlangt auf Druck des Gemeindepräsidenten, dass die Angelegenheit als erledigt zu betrachten sei. Noch verworrener wird die Sache, als die Polizei im Wald Paneele findet, die eindeutig von der Schulanlage stammen. Das dadurch umso befremdlicher wirkende Verhalten der Beteiligten – auch der mit dem Gemeindepräsidenten verwandte Installateur Salzmann scheint in das Geschehen verwickelt zu sein – spornt die „Grünfinken“ nun allerdings erst recht an, den Fall zu untersuchen. Sie finden heraus, dass die installierten Paneele veraltet sind und die Stromanzeige auf keinen Fall mit der tatsächlichen Leistung der Solaranlage übereinstimmen kann. Als sie diese nochmals auf dem Dach der Sporthalle untersuchen, bestätigt sich auch ihre Vermutung, dass ein Teil der Paneele  Schäden aufweist. Bei dieser nächtlichen Aktion fällt das Greenteam dem Installateur Salzmann in die Hände, der gerade einen Brandanschlag vorbereitet. Bevor die Situation eskaliert, taucht der Schulleiter in Begleitung des Hausmeisters auf und stellt Salzmann zur Rede. Dieser gibt nun zu, defekte Paneele installiert und die Stromzufuhr manipuliert zu haben, um durch ein günstiges Angebot den Auftrag zu bekommen. In einer Verzweiflungstat wollte er nun die Spuren verwischen.
Der Schulleiter und die „Grünfinken“ sind bereit, auf eine Anzeige zu verzichten, wenn Salzmann die Anlage auf eigene Kosten richtig installiert. Die vermeintlich funktionstüchtigen Paneele waren von professionellen Dieben gestohlen worden, die, wie der Schulleiter berichtet, inzwischen gefasst worden sind.

3. Kurzinformationen zum Autor

Biografisches über Nicolas Roth bleibt vage: geboren 1968, Besuch des Gymnasiums, verschiedenste Berufe, darunter Reisejournalist, und schließlich Autor einer erfolgreichen Jugendbuchreihe nach einer Idee seines Sohn und dessen Freunden. Dies ist nur natürlich, handelt es sich bei dem Namen doch um ein Pseudonym, hinter dem die Autoren Gerit Kopietz und Jörg Sommer stehen. Sie publizieren zusammen unter eigenen Namen und mehreren Pseudonymen Kinder- und Jugendbücher sowie pädagogische Sachbücher. 2006 erhielten sie den Literaturpreis der Deutschen Umweltstiftung für die gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace entwickelte Reihe Ein Fall für die Greenteams, in der sie in Form spannender Kinderkrimis von den Aktivitäten und Abenteuern jugendlicher Umweltschützer erzählen (vgl. auch die Besprechungen zweier weiterer Titel in diesem Buch). Diese Geschichten sind aber „nicht nur eine Hommage an die vielen Greenteams im Lande, sondern auch ein Aufruf an Jugendliche, sich für das zu interessieren, was um sie herum vorgeht und sich für die Natur und nachhaltige bzw. zukunftsorientierte Entwicklungen zu engagieren.“ (aus der Pressemitteilung zur Verleihung des Buchpreises „Lesen für die Umwelt“, vgl. http://www.deutscheumweltstiftung.de/preise/pm206.htm [Stand: 05/2007])

4. Allgemeine Einordnung

Das Solarkomplott, der erste Band der Greenteam-Reihe, handelt von einem Greenteam, das seine Arbeit dem Problem der Engergieversorgung widmet. In Deutschland und der Schweiz gibt es bisher über 1500 Greenteams. Wer bei diesem Kinder- und Jugendprojekt von Greenpeace mitmacht, entscheidet selbst über den Bereich, in dem er sich für den Erhalt der Umwelt und das Beseitigen von Missständen einsetzt. Unterstützt werden die aktiven jungen Menschen zwischen etwa zehn und fünfzehn Jahren mit Material, Tipps und Hintergrundinformationen. Ideen für Aktionen und viele nützliche Hinweise, die dabei helfen, diese Projekte auch ins Leben zu rufen, finden sich im Anhang jedes Romans der Reihe, mit der „im Kinder- und Jugendbuchbereich erstmals ein eindeutig politisches, engagiertes Projekt in einem großen deutschen Mainstream-Verlag realisiert (wurde) – noch  dazu in Kooperation mit der Umweltorganisation Greenpeace“ (http://bildungsklick.de/a/5080/klbull-award-2004/ [Stand: 05/2007]). Die Bücher sind ein Plädoyer für einen sorgsameren Umgang mit unserer Umwelt. Im Solarkomplott steht die umweltschonende Energiegewinnung im Mittelpunkt, ein Thema, das angesichts der schrumpfenden Vorräte an fossilen  Energieträgern und der Auswirkungen des Klimawandels aktueller ist denn je.

5. Strukturelle und sprachliche Besonderheiten

Das Solarkomplott umfasst etwa 120 Seiten und ist in elf unterschiedlich lange Kapitel aufgeteilt. Die Handlung wird von einem auktorialen Erzähler chronologisch erzählt und erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa einer Woche. Der Roman spielt in der Gegenwart und in der Lebenswelt der jugendlichen Leser (der Schulalltag wird geschildert, die Protagonisten gehen selbstverständlich mit dem Internet um etc.). Da der Handlungsort in der Schweiz liegt, zahlen die Akteure nicht mit Euro, sondern mit Franken und der Bürgermeister heißt Gemeindepräsident, worauf u. U. erklärend eingegangen werden muss; darüber hinaus werden sprachliche Besonderheiten der Deutschschweiz nicht umgesetzt. Durch viele Dialoge, Umgangssprache sowie einfache und auch verkürzte Satzaussagen ist die Sprache des Buches dem jugendlichen Adressatenkreis vertraut und verständlich, was zum Weiterlesen animiert. Auch die „geheimnisvoll“ formulierten Kapitelüberschriften (z. B. „Regentanz mit Hindernissen“) erwecken Neugier und fördern so die Lesemotivation. Eingefügte Elemente (etwa der Zeitungsbericht über die Solaranlage der Schule oder technische Erklärungen) sind optisch hervorgehoben. Im Anhang finden sich, wie bereits angesprochen, Hintergrundinformationen zum Thema Energiegewinnung und Anregungen für eigene Aktionen von Greenpeace.

6. Didaktische Anregungen

Für eine Behandlung im Schulunterricht liefert Das Solarkomplott eine Vielzahl von Anregungen und bietet verschiedene Möglichkeiten der Schwerpunktsetzung. Stellt man das Sachthema „Umweltschonende Energiegewinnung“ in den Vordergrund, so ist eine fächerübergreifende Zusammenarbeit gewinnbringend. Im Physikunterricht könnte der Energieverbrauch der Schule berechnet, die Funktion einer Solaranlage (vgl. S. 85–87) erarbeitet oder ein kleiner solar betriebener Propeller (vgl. S. 47) gebaut werden. Auch eine Kooperation mit dem Fach Sozialkunde ist denkbar, hier eignet sich der Roman beispielsweise als Einstieg in den Themenbereich „Umwelt“. In sehr engagierten Klassen könnte ein eigenes Greenteam gebildet werden, das am Solaranlagen- Projekt von Greenpeace (evtl. für die eigene Schule) mitmacht oder eigene Umweltprojekte ins Leben ruft. Bei einer mehr am Romangeschehen orientierten Herangehensweise könnten die Kriminalroman-Elemente in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestellt werden. Die Schüler sammeln dann – bevor sie den Schluss mit der Lösung des Falls lesen – ihre eigenen Verdachtsmomente und präsentieren ihre Verdächtigen (evtl. in Gruppenarbeit).

Ein sehr lohnender Schwerpunkt ist weiterhin die ausführliche Auseinandersetzung mit den Protagonisten. Verschiedene Aspekte sind hier ergiebige Anknüpfungspunkte:

  • Das Greenteam besteht aus Mädchen und Jungen unterschiedlichen Altersaus verschiedenen Klassen, die sich trotzdem
    gegenseitig als gleichberechtigt akzeptieren und gemeinsam Projekte umsetzen. Dabei bringt jeder seine Fähigkeiten ins
    Team ein. Dieses Verhalten könnte als Anregung und Beispiel dienen und zum Anlass genommen werden, über das
    Verhalten der Schüler in der Klasse und ihre Teamfähigkeit zu diskutieren.
  • Auch die Einstellung der „Grünfinken“ zu Gesundheit („Grünfinken rauchen nicht.“, S. 100) und dem Schülerdasein (Schule
    als „eigentlicher Job“, vgl. S. 69 u. a.) könnte im Unterricht thematisiert werden und, da sich die Schüler leicht mit den
    gleichaltrigen Romanhelden identifizieren, vielleicht zum Nach- oder gar Umdenken bezüglich des eigenen Verhaltens führen.
  • Die Protagonisten gehen selbstverständlich mit Computern um und recherchieren alle gewünschten Informationen schnell im
    Internet. Um den Schülern einen gezielteren Umgang mit dem Internet zu vermitteln und die effektive Benutzung von
    (Meta-)Suchmaschinen einzuüben, könnte eine Internetrecherche zur Umweltorganisation Greenpeace durchgeführt werden.
  • Die „Grünfinken“ sind trotz allem aber auch ganz normale Jugendliche. Indem die Schüler einzelne Mitglieder charakterisieren,
    erkennen sie, dass diese zwar sehr engagiert sind, aber wie sie selbst auch Schwächen haben (etwa Vorurteile, z. B. bei den
    Verdächtigungen) und ihre Peergroups brauchen.

Im Folgenden wird der Aufbau einer konkreten Unterrichtsstunde skizziert, die sich mit den Peergroups an der Schule auseinandersetzt.

Konkretes Unterrichtsbeispiel
Die „Grünfinken“ sind nicht die einzige Peergroup an ihrer Schule; eine weitere ist die sogenannte „Schulgang“ (vgl. S. 15). Manuel, der eigentlich letzterer angehört, ist durch die nähere Bekanntschaft mit dem Greenteam und dessen Arbeit über seine Peergroupzugehörigkeit verunsichert. Indem die Schüler Argumente erarbeiten, die für Manuels Mitgliedschaft in der einen oder anderen Gruppe sprechen, üben sie zugleich die Grundstruktur der Erörterung ein.

1. Einstieg
Als Einstieg könnte eine Zeichnung oder Fotomontage dienen, die einen Jungen zwischen dem Bild einer Umweltaktion und dem eines groben Scherzes gegenüber Schwächeren zeigt. Die Schüler kommen schnell auf Manuel und sein Problem, sich für eine Gruppe (Greenteam oder „Schulgang“) entscheiden zu müssen.

2. Erarbeitung und Vorstellung
Eine Hälfte der Klasse erarbeitet nun Argumente für die Mitgliedschaft im Greenteam, die andere sammelt Gründe, warum Manuel der „Schulgang“ angehören sollte. Der Roman bildet dafür die Grundlage, die Schüler können aber auch eigene Ideen ergänzen. Für den Austausch der Argumente gibt es methodisch verschiedene Möglichkeiten. Die Schüler können sich etwa in einer sogenannten „Streitlinie“ aufstellen. Dabei steht einem Vertreter der Pro-Greenteam-Gruppe jeweils einer der Pro-Schulgang-Gruppe gegenüber.
Nacheinander hat nun jede Seite zirka zwei Minuten Zeit, ihre Argumente dem direkten Gegenüber vorzutragen und zu erklären. Während dieser in der Regel sehr lebhaften Unterrichtsphase darf noch nicht diskutiert werden; nur diejenigen, die gerade ihre Argumente vorstellen, dürfen reden.

3. Kontroll- und Festigungsphase
Nun entwirft jede Gruppe ein Tafelbild zu den gerade gehörten Argumenten der Gegenseite und stellt es vor. Anschließend werden die Tafelbilder im Klassengespräch ergänzt.

4. Abschlussdiskussion
In einer abschließenden Diskussion werden die beiden Seiten gegeneinander abgewogen. Die Schüler kommen dabei zu einer begründeten Empfehlung für Manuel, welcher Gruppe er zukünftig angehören soll.


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