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Die Einbahnstraße von Klaus Kordon. Jugendbuchempfehlungen

Klaus Kordon:

Die Einbahnstraße

1. Bibliografische Angaben und Lesestufe

  • Klaus Kordon: Die Einbahnstraße. Ravensburg: Ravensburger Taschenbuch, 2005, 116 S.
  • Lesestufe: 7. Klasse

2. Inhaltsangabe

Personen

  • Charly, Herbert und Andy: Freunde, Nachbarjungen, Schüler einer 9. Klasse
  • Inga Hoff: zugezogene Mitschülerin, drogensüchtig
  • Ali (Alfred Schmidt): gescheiterter Schüler und Lehrling, lebt vom Drogenhandel
  • Kutte: „Oberhaupt“ einer Gruppe jugendlicher Fixer in Bremen
  • Moni und Buffy: zwei jugendliche Drogenabhängige
  • Charlys Familie: Eltern, jüngere Schwester Carola
  • Herr und Frau Wilke: Andys Eltern

Orte
Kleinstadt in Norddeutschland, Bremen

Handlung

Den Beginn eines heißen Sommers verbringen Charly, Andy und Herbert zunächst mit Lernen, da sowohl Charly als auch Andy um ihre Versetzung fürchten müssen. Das ändert sich, als auf der anderen Straßenseite Familie Hoff einzieht. Die Aufmerksamkeit der Jungen wird auf die Tochter Inga gelenkt. Das Mädchen wirkt verschlossen, sieht blass aus und ist selbst bei Hitze eher warm gekleidet. Schon nach kurzer Zeit gibt Andy, vom Typ her ohnehin ein Mädchenschwarm, das Lernen auf, um seine Zeit ausschließlich mit Inga zu verbringen. Versuche der anderen beiden Jungen, mit Inga und Andy Kontakt aufzunehmen, scheitern. Andy scheint für die Gruppe vorerst verloren. Es dauert nicht lange, da finden Charly und Herbert heraus, dass Inga Drogen nimmt, vermutlich sogar süchtig ist. Sie hat Kontakt zu dem Dealer Ali, der bis zu seinem Rausschmiss dieselbe Schule wie Inga und die Jungen besuchte. Die meisten Schülerinnen und Schüler wissen von dessen Dealerei. Zuerst hieß es, Ali handle nur mit „weichen“ Drogen, was ihm bei den meisten Schülern zu einem positiven Ansehen verholfen hat. Schließlich hat er sich aber doch dem lukrativen Geschäft mit harten Drogen zugewandt. Charly und Herbert sind vor allem wegen Andy sehr beunruhigt, können aber offenbar nichts unternehmen, um an ihn heranzukommen. Zum Schuljahresende schafft Charly die Versetzung, während Andy mit der Aussicht auf eine Nachprüfung nicht versetzt wird. Plötzlich sind Inga und Andy verschwunden. Die Eltern beraten sich, Ingas Eltern reden vergleichsweise offen über die Drogenabhängigkeit ihrer Tochter und die Folgen für das Familienleben. Bei den Jungen klingeln die Alarmglocken. Charly versucht, die beiden bei Ali zu finden, doch vergebens – im Grunde hat er Ali nur alarmiert. Ein paar Tage später allerdings sieht Charly eher zufällig, wie Andy und Inga aus Alis Haus kommen. Er folgt ihnen, wird aber von Ali gestellt und „verschleppt“. So gelangt er in eine Fixer-Wohnung in Bremen. Dort führt Kutte, eine recht bizarre Gestalt und ebenfalls abhängig, das Regiment über eine größere Gruppe überwiegend jugendlicher Fixer. Charly ist der einzige, der keine Drogen nimmt. Der Verdacht bestätigt sich: Inga spritzt Heroin, während Andy anscheinend noch nicht so weit ist. Charly lernt das Milieu kennen: den Dreck, die Niedergeschlagenheit der Jugendlichen, die Entzugserscheinungen, die Beschaffungskriminalität, die Rechtfertigungsmuster für den Drogengebrauch und die Desillusionierung. Alles in allem ist die Atmosphäre ziemlich abstoßend, auch wenn Charly sich mit einzelnen Argumenten, so z. B. der Kritik an der Gesellschaft als verlogen und heuchlerisch, auseinandersetzt und sie z. T. auch teilt. Bei einer Razzia der Polizei können Inga, Andy, Charly und Buffy, ein 13-jähriger Fixer, mit Müh und Not entkommen. An ihrem Zufluchtsort, einem Kellerverschlag, erzählt Inga den Verlauf ihrer Drogenkarriere: einsame Musterschülerin, falscher Freund, Restriktionen im Elternhaus, Abhauen, Drogen, Abhängigkeit, Entzug, Selbstmordversuch, weitere Abhängigkeit. Charly ist festen Willens, Andy mit nach Hause zu nehmen. Inga verspürt starke Entzugserscheinungen, hat aber kein Geld für neue Drogen. So führt der Weg zu Ali, der allerdings ohne Bezahlung kein Heroin hergeben will. Schließlich kommt es zu einem Tumult, in dessen Verlauf Andy schwer und Charly leicht verletzt wird. Ali flieht Hals über Kopf, Inga bekommt doch noch ihren „Stoff“ und verschwindet ebenfalls. Charly ruft die Polizei an. Andy erwacht im Krankenhaus und Charly arbeitet mit seinen Eltern das Geschehene auf. Mit ihren Familien fahren die Freunde in die Ferien. Als sie zurückkehren, ist in der Zeitung von zwei Drogentoten in Frankfurt zu lesen: Eine sei Inga H., die sich auf der Toilette mit einer Überdosis das Leben genommen habe. Am Ende lernen die Freunde mit Andy für seine Nachprüfung. 3. Kurzinformationen zum Autor Klaus Kordon wurde 1943 in Berlin geboren, wo er auch aufwuchs. Nachdem er in mehreren Berufen gearbeitet hatte, machte er das Abitur an der Abendschule und studierte anschließend Volkswirtschaftslehre. Er unternahm mehrere Reisen, u. a. nach Afrika und Asien. Seit 1980 arbeitet er als freiberuflicher Schriftsteller. Kordon ist einer der renommiertesten deutschen Jugendbuchautoren und hat zahlreiche Bücher zu den unterschiedlichsten Themen veröffentlicht. Sie wurden in verschiedene Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet, darunter auch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis (u. a. 2003 für Krodokil im Nacken).

4. Allgemeine Einordnung

Die Einbahnstraße eignet sich sehr gut als Lektüre für die 7. Klasse, einerseits, weil das Buch leicht verständlich ist (s. u.), aber auch weil das Thema dem Alter entsprechend aufbereitet wird. Möchte man Die Einbahnstraße mit anderen Werken aus diesem Band verknüpfen, so passt altersmäßig und inhaltlich am besten Cold Turkey von Angelika Mechtel. In älteren Klassen bietet sich eine Verbindung mit Kai Hermanns Engel und Joe an. Während in der Einbahnstraße die Drogenlaufbahn aus der Perspektive vergleichsweise gut behüteter Kinder geschildert wird (was oft bei Büchern der Fall ist, die sich an jüngere Leser wenden), erlebt man sie bei Engel und Joe aus der umgekehrten Sicht, nämlich der des Berliner „Punk-Proletariats“. Ein spezifischer zeitgeschichtlicher Hintergrund, etwa anhand von bestimmten Musiktiteln, Mode- oder politischen Strömungen, ist nicht erkennbar. Deutlich wird aber, dass die 1970er und 1980er Jahre mit zunehmend ausgeprägter Konsummentalität den Hintergrund bilden, was allerdings kaum einen Einfluss auf die Handlung hat (vgl. dazu die Gesellschaftskritik von Moni im 16. Kapitel an v. a. der verlogenen Botschaft der Nächstenliebe: bescheidenes Spenden, aber Stereofernseher und Videorekorder).

5. Strukturelle und sprachliche Aspekte

Die Einbahnstraße ist eine sukzessive fortschreitende chronologische Erzählung aus der Ich-Perspektive Charlys. Es gibt keine besonderen Sprünge oder Montage-Elemente, was die Lesbarkeit gerade für jüngere Schüler erhöht. Auch das abgeschlossene Ende – die Hauptfiguren sind als Freunde wieder zusammen, Inga ist tot – macht Die Einbahnstraße zu einem Buch, das junge Leser gut bewältigen können. Fortgeschrittenere Leser werden vielleicht ein wenig die Herausforderung vermissen. Die Sprache ist weitgehend sachlich, angemessen und unaufgeregt und nicht manieriert-aufgesetzt oder künstlich an den Szenejargon angepasst.

6. Didaktische Anregungen

Figuren
1. Die drei Hauptfiguren
Sie sind in Herkunft und Wesensart verschieden angelegt: Andy: Wunschkind und Sunnyboy, Mädchenschwarm und sensibel, Herbert: klug, nüchtern, hilfsbereit, vergleichsweise arm, Charly: eher unauffällig, zugleich neugierig-teilnehmend. Das könnte sowohl für sie selbst als auch für die Darstellung der Eltern fruchtbar gemacht werden, etwa:

  • Auseinandersetzung der drei Freunde um bestimmte Themen, etwa Drogen, Familie und Erziehung, Schule, Geld, Beruf, Leben, Mädchen
  • Charly, Andy und Herbert beantworten die „Sinnfrage“ (S. 67 ff., S. 107 f.).
  • Auseinandersetzung der Eltern, entweder unter sich oder mit ihren Söhnen, um Fragen der Erziehung, der Schule, des Lebens

2. Inga: ihr Werdegang – ihre Situation zum Zeitpunkt der Handlung

  • Gründe für das Scheitern, wie sie Inga im 21. Kapitel angibt, ausarbeiten
  • Inga in der Therapie --> Bericht des Therapeuten, Ingas Eindrücke
  • möglicher Therapieplan für Inga
  • Inga und ihre Eltern --> Briefwechsel, Dialog
  • „Der Fall Inga H.“ --> Bericht/Reportage

3. einzelne Figuren ausbauen, z. B. Ermittler der Kriminalpolizei, Ali (Weg zum Dealer), Eltern

Drogen an der/deiner Schule

  • Wie kann es sein, dass fast alle Schüler wissen, dass Ali ein Dealer ist, es aber bei der Schulleitung nicht melden? Würdest du Ali melden? Wenn nicht, warum nicht?
  • Ali handelt zunächst nur mit „weichen“ Drogen, was ihm bei den Schülern zu einer Art „Heiligenschein“ (S. 24) verhilft. Warum ist das so, und wie ist das zu beurteilen?
  • Ist die Unterscheidung „harte“/„weiche“ Drogen gerechtfertigt oder problematisch?
  • Was kann die Schule (allgemein) tun, damit sie kein Nährboden für Dealer wird? Drogengebrauch an unserer Schule? --> Umfrage
  • Experten einladen
  • Aktionsplan: „Dealer raus!“
  • Drogen und ihre Wirkung --> Kurzvorträge