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Löcher. Die Geheimnisse von Green Lake. Jugendbuchempfehlung

Louis Sachar:

Löcher. Die Geheimnisse von Green Lake

1. Bibliografische Angaben und Lesestufe

  • Louis Sachar: Löcher. Die Geheimnisse von Green Lake. Weinheim, Basel: Beltz & Gelberg, 2006, 304 S. (übersetzt von Birgitt Kollmann, Originaltitel: Holes)
  • Lesestufe: 6.–8. Klasse

2. Inhaltsangabe

Louis Sachar erzählt in seinem Roman Löcher. Die Geheimnisse von Green Lake die Geschichte des unschuldigen Stanley Yelnats, der zur Bestrafung und Charakterbildung in die Besserungsanstalt Camp Green Lake für straffällig gewordene Jugendliche eingeliefert wird, um dort Tag für Tag bei höchsten Temperaturen ein Loch in die trockenen Wüstenerde zu graben, und zwar so tief und breit wie seine Schaufel lang ist. Ein Aufseher klärt Stanley nach seiner Ankunft auf, dass es im Umkreis von 100 Meilen kein Wasser gebe, ein Ausbruch also zwecklos sei. Per Rückblende wird erzählt, warum Stanley verhaftet worden ist: Er hat Turnschuhe, die aus heiterem Himmel von oben auf ihn zugeflogen sind, aufgefangen und dann mitgenommen, und diese Schuhe waren gerade gestohlen worden. Das sogenannte Charakterbildungsprogramm entpuppt sich bald als privater Missbrauch durch die Chefin des Camps, Miss Walker, die eine Schatzkiste in der Erde vermutet, was jedoch keiner der Grabenden weiß. Stanley beginnt, sich die Zusammenhänge zusammenzureimen, als er einen Hinweis auf den Schatz findet. Da er diesen wegen der Anstaltshierarchie einem Mithäftling aushändigen muss, weiß nur er, wo der Schatz vergraben sein könnte. Nachdem sein Mithäftling Zero geflohen ist und kaum eine Chance auf Wasser hat, flieht Stanley ebenfalls, um Zero zu retten. Gemeinsam entgehen die Jungen dem sicheren Tod in der trockenen Wüste, da sie auf einem Berg eine Wasserquelle und eine Unmenge an Zwiebeln finden, so dass sie wieder neue Kraft schöpfen, um den Schatz zu suchen. Ins Camp zurückgekehrt, beginnen sie nachts, an der Stelle zu graben, an der Stanley den Schatz vermutet, und finden tatsächlich einen Koffer. Die Chefin und ihre Komplizen entdecken sie, können ihnen den Fund aber nicht abnehmen, da sowohl dieser als auch die Jungen mit Eidechsen besetzt sind, deren Biss tödlich ist. Wegen der vielen gegessenen Zwiebeln werden Stanley und Zero nicht gebissen. In dieser Situation tritt die Wende ein und Stanley wird von einer herannahenden Anwältin befreit, seine Unschuld ist bewiesen worden. Auch sein Freund Zero verlässt mit ihnen das Camp, das später geschlossen wird. Den Koffer, in dem sich Wertpapiere befinden, darf Stanley mitnehmen, weil darauf sein Name steht – oder eigentlich der eines seiner Vorfahren, die alle Stanley Yelnats hießen. Durchwoben ist die Handlung von Geschichten um einen Familienfluch, Stanleys Vorfahren – von seinem lettischen Ururgroßvater bis hin zu seinem Vater –, eine Wildwest-Banditin und die ehemalige Stadt Green Lake, die alle zusammenhängen und Hinweise auf den versteckten Schatz liefern.

3. Kurzinformationen zum Autor

Louis Sachar wurde 1954 in East Meadow, New York, geboren. Er studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften in Berkeley. Nach dem Studium schrieb er berufsbegleitend in seiner Freizeit sein erstes Buch: Sideways Stories from Wayside School. Als er entlassen wurde, begann Sachar ein Jurastudium, das er 1980 abschloss. Er arbeitete dann Teilzeit und konnte so noch intensiver an seinen Büchern arbeiten. Seit 1989 widmet er sich ganz dem Schreiben. Löcher wurde mehr als 700 000 mal verkauft und kann damit wohl als das erfolgreichste Werk Sachars bezeichnet werden. Neben dem National Book Award for Young People’s Literature 1998 erhielt der Autor ein Jahr später die Newbery Medal. Andere renommierte Literaturpreise runden die Erfolgsgeschichte dieses Romans ab.

4. Allgemeine Einordnung

Dieser bisweilen skurril anmutende Jugendroman mit vielen fast schon fantastischen Elementen – auf jeden Fall sehr vielen großen Zufällen – kann im Deutschunterricht der Unter- und Mittelstufe auf vielfältige Weise gewinnbringend eingesetzt werden. Löcher erzählt nicht nur von Stanleys Entwicklung vom Verlierer zum Gewinner und märchenhafte Vorfahren- und Wildwestgeschichten, sondern es geht darüber hinaus auch um geschichtlich bzw. gesellschaftlich relevante Themen: die Praktiken des Jugendstrafvollzuges in den USA, die Rassendiskriminierung und den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär. Vor allem mit den Aspekten Bestrafung und Verhalten in einer sozialen Gruppe ist der Erfahrungsraum der Schüler sehr schnell angesprochen (in nahezu jeder Schule muss mit Sanktionen gerechnet werden, als Teilnehmer des Straßenverkehrs muss man sich entsprechend der Straßenverkehrsordung verhalten etc.). 5. Strukturelle und sprachliche Besonderheiten Löcher umfasst 304 Seiten und ist in 50 eher knappe Kapitel aufgeteilt, die wiederum in drei Teile gegliedert sind (Teil Eins: „Sie betreten Camp Green Lake“; Teil Zwei: „Das letzte Loch“; Teil Drei: „Löcher werden gefüllt“). Damit schafft es Sachar, dass auch leseschwächere Schüler den Überblick über die Handlung und die Freude am Lesen behalten. Durch die Verwebung der Erzählebenen und die ständigen Andeutungen und Rückblenden wird der Leser gefesselt und zum Weiterlesen animiert, ohne dass die Geschichte dadurch an Überschaubar- oder Verständlichkeit einbüßt. Ein geübter Leser hat den Roman an zwei Abendengelesen. Die Erzählperspektive ist auktorial und der Erzähler wendet sich (indirekt) an den Leser: „Unser Stanley“ (S. 14), „Jetzt fragt sich der Leser vermutlich“ (S. 9), „Stattdessen soll der Leser noch an einer letzten Szene teilhaben (…). Die Löcher dazwischen wird er selbst füllen müssen.“ (S. 293) Louis Sachar erzählt seine Geschichte nüchtern und schnörkellos mit einer Tendenz zu paraktaktischem Satzbau, wenngleich dies zum Teil beinahe schon zu monoton wird und damit fast langweilig wirkt. Die Sprache ist damit leicht verständlich, auch wenn ab und zu englische Begriffe und Fremdwörter auftauchen, was jedoch eher als zusätzlicher Anreiz des Romans verstanden werden sollte. Die märchenhaft erzählten Einschübe sind etwas ausschmückender beschrieben. Zudem verwendet der Autor viele Metaphern und Sprachbilder, so dass die Geschichte eindrucksvoller und besser vorstellbar wird (z. B. S. 103: „Zwischen Hals und Ohr hatte er eine ziemlich starke Schwellung. (…) Stanley stellte sich vor, dass er vermutlich so aussah, als ob ein hart gekochtes Ei aus ihm herausragte.“, S. 208: „Es war, als wären sie die ganze Zeit auf dem flachen Boden einer riesigen Bratpfanne gelaufen und müssten jetzt irgendwie herausklettern.“) Ein weiterer interessanter Aspekt ist der Name der Hauptperson Stanley Yelnats, ein Palindrom, das im Roman auch thematisiert wird.

6. Didaktische Anregungen

Löcher bietet für die Behandlung im Unterricht eine Vielzahl an Möglichkeiten und hebt sich gerade durch die Verquickung mehrerer Themen von der breiten Masse ab. Es gibt didaktische Anknüpfungsmöglichkeiten für eine fächerübergreifende Behandlung, etwa mit dem Erdkunde- und Biologieunterricht, wenn es um Flora und Fauna der Wüste geht. Auch mit dem Englischunterricht sind gemeinsam vorbereitete Stunden durchaus denkbar, um Passagen in der Originalsprache zu lesen oder bei der Behandlung der Begriffe „Fuß“, „Yard“, „Zoll“ und „Inch“. Diese angloamerikanischen Längeneinheiten könnten auch im Mathematikoder sogar Physikunterricht behandelt werden, um die Tiefe der Löcher auszurechnen etc. Die Unterrichtseinheit sollte so aufgebaut sein, dass leistungsstarke und -schwache Schüler die Möglichkeit haben, einen je eigenen Zugang zu der Sprache und den Themen zu finden. Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, eine Abfolge von einigen Stunden zu skizzieren, die Ideen zur Behandlung der verschiedenen Aspekte bieten.

Mögliche Abfolge von Unterrichtsstunden
Vorbemerkung: Die Schüler haben den Roman noch nicht gelesen, kennen die Thematik also noch nicht, und sollen sich in der ersten Unterrichtstunde mit dieser vertraut machen. Im weiteren Verlauf der Behandlung des Romans lesen sie jeweils als Hausaufgabe einzelne Kapitel, deren Inhalt dann immer zu Beginn der darauffolgenden Stunde gesichert wird (zum Beispiel in Form einer mündlichen oder schriftlichen Rechenschaftsablage). Natürlich sollen wichtige Textpassagen im Unterricht noch einmal behandelt werden.

1. Einstieg: Titelbild und Klappentext
Nach dem Austeilen des Romans an die Schüler wird zunächst nach dem ersten Eindruck gefragt, den Cover und Überschrift erzeugen. Der bekannte Illustrator Wolf Erlbruch hat das Titelbild entworfen, das einen Häftling beim Graben eines Loches zeigt. Das Aussehen und die Wirkung der Person sollen die Schüler mithilfe von Adjektiven beschreiben. Im weiteren Verlauf wird über den Sinn und Zweck eines Klappentextes aufgeklärt und nach Erwartungen an das Buch gefragt. Hausaufgabe: Zu Hause sollen die Schüler ein Lesetagebuch anfertigen (das sie dann während der ganzen Unterrichtsreihe weiterführen), was ggf. noch erläutert werden muss. Die erste Seite soll für ein neues Titelbild frei bleiben, das die Schüler im Laufe der Behandlung gestalten dürfen. Der Roman soll bis einschließlich Kapitel 12 gelesen werden.

2. Gefangenschaft und Stanleys Aufnahme in der Gruppe
Als Einstieg in das Thema Gefangenschaft sollen zu einem (von der Lehrkraft mitgebrachten) Bild, das einen Jugendlichen in einer Gefängniszelle zeigt, Gedanken ausgetauscht und Ideen für ein Gedicht gesammelt werden. Pantomimische Darstellungen von Einsamkeit, Unterdrückung, Verlassensein usw. sind ebenso denkbar. Davon ausgehend wird zu Stanleys Gefangenschaft übergeleitet. Zunächst soll näher bestimmt werden, wie Stanley in der Gruppe aufgenommen wird, um dann in verteilten Rollen die Aufnahme zu spielen. Im zweiten Versuch soll dann überlegt werden, was anders sein müsste, damit es Stanley besser ginge. Auch diese Version wird dann gespielt. Zwischendurch finden Ergebnissicherungen statt. Hausaufgabe: Die Schüler sollen einen Tagebuchtext Stanleys oder einen ehrlichen Brief an seine Eltern verfassen: Was denkt Stanley am Abend seines ersten Tages? Der Roman soll bis einschließlich Kapitel 28 gelesen werden.

3. Die Mithäftlinge
Der Bezeichnung „WRECK-ROOM“ für den Aufenthaltsraum (S. 58) wird geklärt und anschließend der Raum schriftlich beschrieben. Warum sieht es wohl so aus? Ist Vandalismus auch an der Schule ein Thema? Um die Gruppenstruktur der Mithäftlinge zu untersuchen, werden zunächst die Begriffe „Gruppen“ und „Cliquen“ geklärt. Welche Rollen spielen die Mithäftlinge in Zelt D? Hausaufgabe: Der Roman soll bis einschließlich Kapitel 41 gelesen werden.

4. Streit in der Gruppe und Zeros und Stanleys Flucht
Die Klasse soll folgende Fragen beantworten und diskutieren: Warum kommt es in Kapitel 30 zu einem heftigen Streit? Wie wird provoziert, wie wird versucht, den Streit beizulegen? Wie hätte man anders intervenieren können? Gibt es persönliche Erlebnisse mit Streitsituationen, die die Schüler erzählen möchten? Am Ende dieses Kapitels flieht Zero und Stanley folgt ihm später. Gemeinsam schaffen sie es bis zum „Großen Daumen“ (der Berg, auf dem die Jungen Wasser und Zwiebeln finden). Dazu sollen die Schüler (evtl. auch als Hausaufgabe) einen Comic malen. Hausaufgabe: Der Roman soll bis zum Ende gelesen werden.

5. Jugendstrafrecht und Erziehungsmethoden im Camp
Mittels Material soll in Kürze über das Jugendstrafrecht in Deutschland und in den USA aufgeklärt werden, damit in Form einer Talkshow die Erziehungsmethoden im Camp Green Lake thematisiert werden können. Verschiedene Personen aus dem Roman stellen ihre Positionen dar. Zuvor sollen wichtige Sätze dazu in Gruppenarbeit notiert werden.

6. und 7. Stunde: Werbung für „Ssplisch“
Für den Fußschweißneutralisierer „Ssplisch“, den Stanleys Vater erfunden hat, sollen in Gruppenarbeit zwei Werbespots angefertigt werden, einer als Radio-, der andere als Fernsehspot.

8. Sachars Sprache und Palindrome
Sachars Sprache verzichtet größtenteils auf ausschmückende Adjektive. Es bietet sich daher an, Ausschnitte ohne viele Adjektive von den Schülern mit diesen anreichern zu lassen (z. B. S. 263: „Mr. Pedanski schrie auf. Die Eidechse, die in der Corn-Flakes-Schachtel gelegen hatte, machte einen Satz auf ihn zu. Mr. Sir erschoss sie in der Luft. Stanley fühlte, wie der Schuss die Luft zerriss. Die Eidechsen flitzten aufgeregt über seinen reglosen Körper.“). Nach Einführung und Klärung des Begriffs Palindrom – Wort(folge) oder Satz, die vorwärts und rückwärts gelesen (den gleichen) Sinn ergeben – fällt den Schü-lern sofort auf, dass dies bei „Stanley Yelnats“ der Fall ist und auch im Roman selbst angesprochen wird. In Gruppen kann man nun weitere Palindrome finden lassen.

9. Diskriminierung der Afroamerikaner in den USA
Den Schatz, den Miss Walker sucht, hat die Banditin Kate Barlow vergraben, deren Leben im Roman thematisiert wird. Sie hat eine Liebesbeziehung zu Sam, einem schwarzen Zwiebelverkäufer, anhand der die Kritik des Romans an der Rassendiskriminierung in den USA herausgearbeitet werden kann: Sam darf zwar das Schulhaus reparieren, jedoch nicht am Unterricht teilnehmen. Als sich Kate und Sam küssen, werden sie verfolgt und Sam wird erschossen. Doch auch im Camp werden Zeichen der Diskriminierung deutlich, da Zero, der schwarz ist, keine Intelligenz beigemessen wird und ihm niemand zutraut, dass er lesen lernt, obwohl Stanley es ihm erfolgreich beibringt. Und auch als er im Gegenzug für Stanley zum Teil dessen Loch gräbt, erntet er von den Mithäftlingen böse Kommentare (S. 150). Um das Thema Menschenrechte weiter auszuführen, kann man mithilfe des Internets (www.amnesty.de/berichte/index.html) die aktuelle Situation recherchieren und zusammenfassen lassen.

10. Verfassen einer Buchrezension für die Schülerzeitung
Zuvor sollte man evtl. kurz in das Schreiben von Buchrezensionen einführen.


empfohlen von Michael Partes