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Fahrenheit 451. Jugendbuchempfehlung

Ray Bradbury:

Fahrenheit 451

1. Bibliografische Angaben und Lesestufe

  • Ray Bradbury: Fahrenheit 451. Zürich: Diogenes, 1996, 178 S. (übersetzt von Fritz Güttinger,
    Originaltitel: Fahrenheit 451)
  • Lesestufe: 8.–10. Klasse (selbstverständlich auch Oberstufe, dann mit anderem Ansatz)

Tipp: -> Königs Erläuterung zu Fahrenheit 451. Textanalyse und Interpretation

2. Inhaltsangabe

Guy Montag, ein Feuerwehrmann, ist Angehöriger des staatlichen Ordnungsdienstes. Seine Aufgabe ist es jedoch nicht, Feuer zu löschen, sondern alle Bücher und Schriften zu verbrennen. Denn er lebt in einem Staat, der danach trachtet, seinen Einfluss bis in die letzten Winkel des privaten Tuns, Fühlens und Denkens seiner Bürger auszudehnen und jedes Anzeichen von Nonkonformismus und staatlich nicht verordneter Kultur zu vernichten. Montag hat bisher, zehn Jahre lang, seinen Dienst versehen, ohne sich Gedanken über seine Tat und deren Folgen zu machen. Als ein selbständig denkendes Mädchen aus der Nachbarschaft ihm eine andere, schönere Welt zeigt, beginnt er nachzudenken. Diese Begegnung bringt ins Rollen, was schon seit einem Jahr unbewusst in ihm keimt: Rebellion. Er hat schon manchmal Bücher vor dem Verbrennen bewahrt, ohne zu wissen, warum. Nun nimmt er wieder eines an sich und beginnt diesmal zu lesen. Langsam durchschaut er die Verlogenheit der  bestehenden Gesellschaftsordnung und lehnt nun seinen Beruf, Kulturgut zu vernichten, ab. Beatty, Montags Vorgesetzter, schöpft Verdacht und schickt den „Mechanischen Hund“, eine Art programmierbare Kampfmaschine, als Warnung zu seinem Haus, doch Montag lässt sich nicht beirren. Er trifft sich mit dem Reaktionär Faber, der schon längst resigniert hat, sich aber zu dem Plan, Bücher zu drucken, überreden lässt.
Schließlich wird Montag von seiner Frau angezeigt und verlassen, und Beatty zwingt ihn, sein eigenes Haus niederzubrennen. Von seinem Vorgesetzten provoziert, tötet Montag diesen mit einem  Flammenwerfer und flieht. Einige Bücher kann er retten, versteckt sie bei einem Kollegen und denunziert diesen. Mit Fabers Hilfe erreicht er einen Fluss und entkommt so knapp dem Mechanischen Hund. Außerhalb der Stadt trifft er auf eine Gruppe aus der Gesellschaft Ausgestoßener, darunter Schriftsteller und Professoren. Sie wollen Schriften im Gedächtnis bewahren und lernen Bücher auswendig, um sie mündlich weitergeben und somit verlorene Kulturgüter aufbewahren zu können. Es ist geplant, Bücher irgendwann wieder zu drucken.
Ein nur wenige Momente dauernder Atomkrieg legt die Stadt in Schutt und Asche und tötet ihre Bewohner. Die Ausgestoßenen beobachten die Ereignisse aus der Entfernung und ziehen dann los, um in der Stadt mit dem Neuanfang zu beginnen.

3. Kurzinformationen zum Autor

Der 1920 in Waukegan, Illinois, geborene Raymond Douglas Bradbury zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der modernen utopischen Literatur und muss mit H. G. Wells, Aldous Huxley und George Orwell in einem Atemzug genannt werden.
Bradbury verlebte einen Großteil seiner Kindheit in Waukegan und zog dann mit seiner Familie nach Los Angeles, wo er seinen Schulabschluss machte. Anschließend arbeitete er als Zeitungsverkäufer und verbrachte seine restliche Zeit in der Bibliothek beim Selbststudium oder an der Schreibmaschine. Bereits mit 18 Jahren etablierte sich Bradbury in der Science-Fiction-Szene, mit 21 verdiente er zum ersten Mal Geld mit der Veröffentlichung von Erzählungen und seit 1943 arbeitet er hauptberuflich als Schriftsteller. 1953 erhielt er den O. Henry Memorial Award, die höchste amerikanische Auszeichnung für Kurzgeschichten, und weitere Preise folgten. Bradbury verfasste über 500 Geschichten, Artikel, Gedichte, Radio- und Bühnenstücke sowie Filmdrehbücher.
Als Skeptiker gegenüber dem technischen Fortschritt hat Bradbury das Klischee des technischen Zukunftsromans gebrochen und gezeigt, dass die Gattung des Science-Fiction-Romans ein deutlich größeres Entwicklungspotential besitzt. Bereits in The Illustrated Man und The Martian Chronicles (in denen Bradbury die Konfrontation einer marsianischen mit der amerikanischen Kultur behandelt) zeigt er, dass es ihm nicht um die Darstellung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts geht, sondern um die damit einhergehenden emotionalen Veränderungen bis hin zur Verlorenheit des Individuums in einer technisch perfekten Welt. Zu seinen bekanntesten Werken gehören neben den genannten The Golden Apples of The Sun und A Medicine für Melancholy. Er starb am 5. Juni 2012 in Los Angeles, Kalifornien.

4. Allgemeine Einordnung

In Fahrenheit 451, veröffentlicht 1953, zeichnet Bradbury einen negativen Zukunftsentwurf. Die Charaktere leben in einer totalitären Gesellschaft, die Bürger werden kontrolliert und durch Werbung manipuliert, oppositionelle Menschen sind Außenseiter, die verhaftet werden. Das Land befindet sich im Atomkrieg und wird am Schluss zerstört. Die Auffassung von Glück hat sich stark gewandelt, so gibt es überdimensionale Fernsehschirme und keine Tempolimits, dafür kaum echte menschliche Kommunikation. Als Montag einmal die Straße überquert, macht es den Jugendlichen sogar Spaß, ihn überfahren zu wollen – Moral ist in dieser Gesellschaft vollkommen abgeschafft.
Bradbury ist oft dafür kritisiert worden, dass die politischen Strukturen des Landes, die Funktion der Wissenschaft und der genaue Zeitpunkt der Handlung nicht näher behandelt werden, doch genau diese Leerstellen ermöglichen eine Verallgemeinerung der Situation. Teile des Buches sind selbst heute als zeitkritisch anzusehen.

5. Strukturelle und sprachliche Besonderheiten

Der Roman umfasst 178 Seiten, ist in drei Kapitel eingeteilt („Häuslicher Herd und Salamander“, „Das Sieb und der Sand“, „Die Waberlohe“) und durchgehend im Präteritum geschrieben. Die Handlung wird hauptsächlich von einem personalen Erzähler vorgebracht, der auf Guy Montag bezogen erzählt. Das Buch ist, wie für das Genre der Science-Fiction-Romane üblich, in einer attributreichen Sprache mit sehr detaillierten Schilderungen von Einzelheiten geschrieben, was die Flüssigkeit der Handlung jedoch nicht beeinträchtigt. Ebenso typisch ist der Einsatz von verschiedenen Erzähl- und Verknüpfungstechniken, wie zum Beispiel Zeitverlängerung, Rückblenden, Montage- und Simultantechnik.
Im Deutschunterricht muss man natürlich mit der Übersetzung von Fahrenheit 451 arbeiten. Oft werden im Original wichtige Wörter kursiv gedruckt, also betont, aber leider sind nicht alle Kursivierungen in der Übersetzung übernommen.

6. Didaktische Anregungen

Die folgende Unterrichtseinheit zielt in erster Linie auf den Gehalt des Romans ab, steht also fast am Schluss der Behandlung dieser Ganzschrift im Literaturunterricht. Vorausgegangen sein sollten folgende Aspekte:

  • Untersuchung inhaltlicher und formaler Bezüge,
  • Erfassung der Struktur des Textes,
  • nähere Betrachtung der verschiedenen Charaktere,
  • Untersuchung der Sprache und Stilelemente.

Bei der nun näher ausgeführten Behandlung des Gehalts des Romans sollen folgende Lernziele Beachtung finden. Die Schüler sollen

  •  utopische und realistische Elemente erkennen und voneinander unterscheiden können,
  • die Absicht des Verfassers herausfinden,
  • nach Bezügen zu unserer Gesellschaft suchen
  • Vergleiche mit anderen bekannten Science-Fiction-Romanen (Orwell, 1984; Huxley, Brave New World) herstellen.

Vorschlag für eine Unterrichtsstunde

1. Hinführung
Möglich ist ein Einstieg in die Thematik über Karikaturen, die die Abhängigkeit des Menschen von der Technik zeigen. Medien und Lebenserhaltungsmaschinen sind als Beispiele zu nennen, die aber auch ohne visuellen Impuls mit den Schülern diskutiert werden können. Stichpunkte dazu werden an der Tafel gesammelt.
Als Überleitung zur nächsten Phase der Erarbeitung wird die Zielangabe der Stunde – der Gehalt des Romans Fahrenheit 451 und die Aussage des Verfassers – genannt und als Tafelüberschrift festgehalten.

2. Erarbeitung I
Die Schüler erhalten nun den Arbeitsauftrag, aus dem Roman realistische und utopische Elemente herauszusuchen. Dazu werden sie in Gruppen eingeteilt, um die Arbeit aufzuteilen.

3. Festigung I
Die Schüler stellen ihre Ergebnisse vor, die sie auf einer Overheadfolie gesammelt haben, damit sie die anderen mitschreiben können.
Als realistisch könnten folgende Elemente genannt werden:

  • Gebäude (Krankenhaus, Fabers Wohnung),
  • Untergrundbahn, Autos, Flugzeuge, Kraftstoff,
  • Werbung,
  • Natur,
  • gesellschaftliche Missstände, Namen und Eheleben.
  • Als utopisch könnten folgende Elemente genannt werden: 
  • Stimme des Türmelders, sprechende Uhr,
  • Sogbahn (Zug, der durch Ansaugen der Luft bewegt wird),
  • nichtbrennbarer Überzug aus Plastik für Häuser,
  • Mechanischer Hund,
  • Autozertrümmerungshalle (Einrichtung auf einem Rummelplatz),
  • Vernichtung von Büchern durch die Feuerwehr.

Nun soll diskutiert werden, welche der utopischen Elemente als eher fortschrittlich und welche als rückschrittlich bezeichnet werden können, und zwar in welcher Hinsicht: Der Mechanische Hund ist zum Beispiel gleichzeitig ein Beweis für die elektronische Machbarkeit, also den technischen Fortschritt, aber auch ein brutales Schreckensinstrument und damit in politisch-gesellschaftlicher und moralischer Hinsicht rückschrittlich.

4. Vertiefung
Im folgenden vertiefenden Unterrichtsgespräch soll darüber nachgedacht werden, wie Bradbury in seinem Roman die Gesellschaft und Individuen des Staates beschreibt. Nach einer Sammlung von Beiträgen schließt sich ein Vergleich mit unserer heutigen Gesellschaft an. So finden die Schüler schnell heraus, dass sich die realistischen Elemente gar nicht oder nur unwesentlich von denjenigen unterscheiden, die man in der heutigen Zeit vorfindet. Die utopischen Elemente indes haben hier die Funktion, vor Staatsformen zu warnen, die die Individualität unterdrücken. Somit kann der Transfer in die Gegenwart geleistet werden.

5. Erarbeitung II und Festigung II
In einem gelenkten Unterrichtsgespräch werden die Absicht des Verfassers und damit der Gehalt des Romans erarbeitet und an der Tafel gefestigt.
Ray Bradbury übt mit diesem Roman massive Gesellschaftskritik. Er trifft damit die Wirklichkeit unserer Zeit: Kulturverlust, Umweltzerstörung, gefährlicher Einfluss von Massenmedien, Einsamkeit des Individuums, Identitätsverlust, Ratlosigkeit und Verzweiflung des Menschen. Ein Hoffnungsschimmer sind idealistische Menschen wie Guy Montag. Auch dass die Stadt vernichtet wird, kann auf einen Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung hindeuten.

Vergleich mit anderen bekannten Science-Fiction-Romanen
Ein Vergleich mit anderen bekannten Science-Fiction-Romanen kann sich anschließen. Dafür bieten sich die beiden berühmten Romane 1984 von George Orwell und Brave New World von Aldous Huxley an. Beide werden in Referaten vorgestellt und im Anschluss werden die drei Werke nach folgenden Aspekten (die vorher unbedingt mit den Referenten besprochen werden sollten, damit sie auch in den Referaten behandelt werden) untersucht und verglichen:

  • Staat bzw. Stadt als Schreckensbild
  • die neue Ideologie
  • das Bild der Gesellschaft
  • Lebensqualität
  • Arbeit – Leistung – Freizeit
  • Leben – Tod
  • der Außenseiter: Vernichtung oder Aufstieg?

Empfholen von Michael Partes