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Quintus geht nach Rom von Hans Dieter Stöver. Jugenbuchempfehlung

Hans Dieter Stöver:

Quintus geht nach Rom


Das Wissen um unsere Wurzeln in der Antike schwindet, nicht nur an den Schulen. Darum sehe ich meine Aufgabe auch darin, Brücken zu schlagen vom Damals zum Heute, vom Heute zum Damals. Wir sind nun einmal die Erben Roms.
(Hans Dieter Stöver, http://www.dtvjunior.de/cfm?wohin=autor15&bereich=J [Stand: 11/2006])

1. Bibliografische Angaben und Lesestufe

  • Hans Dieter Stöver: Quintus geht nach Rom. München: dtv junior, 2005, 288 S.
  • Lesestufe: 7. Klasse

2. Inhaltsangabe

Der 14-jährige Quintus Cossinius Afer lebt im Jahr 50 v. Chr. mit seiner Familie (d. h. mit seinen Eltern, seinem Großvater, den zwei Schwestern Cossinia und Herennia, Bruder Publius und dem griechischen Sklaven Kirkos) auf einem Bauernhof nahe der Stadt Caere. Eines Tages erfährt er, dass die Familie stark verschuldet ist, das Anwesen verkauft hat und nach Rom umziehen wird. Quintus ist zunächst von den Eindrücken dieser großen Stadt völlig überwältigt. Die neue Wohnung erweist sich leider als sehr teuer, zudem wird Herennia krank, so dass sehr schnell Geld verdient werden muss. Der Vater fängt als Walker an, was große Anstrengung bei schlechter Bezahlung bedeutet. Kirkos und Cossinia finden ebenfalls Arbeit. Da Quintus von seinem Großvater – der den Jungen im Verlauf der Handlung u. a. auch über die römische Politik aufklärt – Lesen und Schreiben gelernt hat, findet er eine Anstellung in einer Schreibwerkstatt. Schon bald zeigt man sich sehr zufrieden mit ihm. Quintus freundet sich auch schnell mit dem gleichaltrigen Tiberius an. Die Jungen aus dessen Clique, angeführt von Aulus, sind Anhänger der „Roten“, d. h. sie unterstützen eine von vier Pferderenngesellschaften. Quintus wird in ihren Kreis aufgenommen, nachdem sie zusammen einen Kampf gegen die verfeindeten Anhänger der „Weißen“ bestanden haben. In der weiteren Auseinandersetzung mit diesen Gegnern finden die Jungen Hinweise auf einen Betrug von Staatsgeldern. Mehrere Männer, darunter der Vorleser aus der Schreibwerkstatt, in der Quintus arbeitet, haben Tesserae (Münzen zur kostenlosen Kornverteilung) gefälscht und somit Subventionen erschlichen. Bei der Verhaftung gerät Aulus in die Gewalt der Verbrecher, aber Quintus gelingt es, den Freund zu befreien. Als Dank für seine Hilfe erhält er ein Geldgeschenk des Aedilen (der „Stadtpolizei“), womit die finanzielle Not der Familie zunächst gelindert ist. Aulus’ Familie ermöglicht Quintus Griechischunterricht und bietet seinem Vater eine Arbeitsstelle als Gutsverwalter an. Zudem wird Quintus befördert.

3. Kurzinformationen zum Autor

Hans Dieter Stöver schreibt in seinen Büchern über alltägliche Begebenheiten, die die Zeit der Antike für Schüler erfahrbar machen. Sein größter Erfolg ist dabei sicherlich die Quintus-Triologie (Quintus geht nach Rom, Quintus in Gefahr und Quintus setzt sich durch), die das Leben des Jungen schildert. Weitere erzählende Sachbücher, die ebenfalls im antiken Rom spielen, sind z. B. Die Akte Varus, Das römische Weltwunder und die Reihe um die Geschwister Daniel und Esther. Insgesamt sind von Stöver bereits über 30 Titel zur römischen Welt erschienen, neben diesen Romanen auch Sachbücher (z. B. Drei Tage in Rom. Land- und Stadtleben zur Zeit Caesars), die diese Zeit anschaulich und anekdotenreich schildern. In seine Bücher, die unter das Schlagwort Edutainment gefasst werden können, arbeitet der 1937 geborene Stöver seine beruflichen Erfahrungen als Lehrer und Journalist für kulturgeschichtliche Themen beim WDR ein. Heute lebt Stöver bei Köln und widmet sich neben dem Schreiben dem Komponieren von Musik.

4. Allgemeine Einordnung

Hans Dieter Stövers Quintus geht nach Rom kann im Unterricht der Jahrgangsstufe 7 mit sehr unterschiedlichen Zielen eingesetzt werden. Diese hängen sehr stark von der Klasse, dem Fach und dem Zeitpunkt der Lektüre ab: Die Erzählung kann – das wird aber wohl eher die Ausnahme sein – unabhängig vom historischen Kontext als Abenteuergeschichte einer Jungengruppe gelesen werden, im Fach Geschichte die Unterrichtsreihe zum alten Rom einleiten/vertiefen oder aber auch im Lateinunterricht Informationen über das alte Rom und viele lateinische Begriffe vermitteln. Daher bietet sich die Lektüre hervorragend für eine fächerübergreifende Arbeit an. Es ist denkbar, über Deutsch, Latein und Geschichte hinaus die Fächer Erdkunde (die Stadt Rom, Arbeit mit dem Stadtplan, Getreideanbau früher und heute), Mathematik (das römische Zahlensystem und Maßeinheiten der Zeit), Religion (römische Götter) und Kunst (Modelle der Häuser auf dem Land und in der Stadt) einzubeziehen. Anhand des Buches kann eine Stationenarbeit in allen diesen Fächern – oder einzelnen Schwerpunkten – durchgeführt werden (s. u.) 5. Strukturelle und sprachliche Besonderheiten Quintus geht nach Rom umfasst 288 Seiten. Eine Übersicht über die Hauptpersonen ist den 33 Kapiteln vorangestellt, Karten des antiken Roms sind in den Text integriert und zahlreiche lateinische Begriffe werden in Fußnoten erklärt. Im Anhang finden sich weitere Informationen, die das Textverständnis erleichtern, z. B. römische Maße und Worterklärungen. Insgesamt ist das Buch sprachlich recht einfach zu lesen, die Handlung wird einsträngig und überwiegend von einem personalen Erzähler aus der Sicht von Quintus berichtet. Der Leseumfang ist allerdings wesentlich umfangreicher als bei vielen anderen Lektüren für diese Altersstufe, besonders die zahlreichen Sachinformationen (wenn z. B. der Großvater seinem Enkel die römische Politik erklärt oder Quintus das Treiben in den Straßen Roms beschreibt) können für leseschwache Schüler sehr ermüdend sein. An diesen Stellen hat der Leser häufig den Eindruck, dass nur ein Vorwand gesucht wurde, um Sachinformationen zu präsentieren. Ebenfalls kritisch anzumerken und im Unterricht sicherlich zu thematisieren, ist zum einen die Rolle der Frauen in der Lektüre – sie stehen völlig im Hintergrund und werden nicht als eigenständige Persönlichkeiten vorgestellt – und zum anderen die unrealistisch positive Entwicklung der Familie in Rom. Alle finden eine Arbeit, neue Freunde und die zunächst übermächtigen Probleme lösen sich innerhalb weniger Tage nahezu von selbst. Dies erscheint den Schülern – zu Recht – als unwahrscheinlich, an dieser Stelle kann die Diskussion geführt werden, welchen Verlauf die Schüler für angemessener halten, d. h. wie es anderen Familien zu dieser Zeit wohl ergangen ist.

6. Didaktische Anregungen

Die Lektüre als erzählendes Sachbuch
Quintus geht nach Rom wird im Unterricht wohl – wie oben bereits erwähnt – kaum als reine Abenteuergeschichte gelesen werden, es bietet sich vielmehr an, anhand des Romans in Anbindung an den Geschichts- oder Lateinunterricht die Welt Roms um 50 v. Chr. zu thematisieren. Hierzu empfiehlt es sich, in der örtlichen Stadtbibliothek oder der Schülerbücherei einen Handapparat mit Sachbüchern zum Thema für das Klassenzimmer zusammenzustellen. Diese Bücher können von den Schülern ergänzt werden. Weitere Sachtexte finden sich in den Schulbüchern des Faches Latein; in Klassen mit Lerngruppen unterschiedlicher Fremdsprachen können die Lateinschüler an vielen Stellen als „Experten“ fungieren. Bei der vorbereitenden Lektüre zuhause sollen die Schüler die verschiedenen Aspekte des Lebens in Rom, die im Buch angesprochen werden, notieren. Diese werden dann im Unterricht gesammelt: die Stadt Rom, die Gesellschaftsschichten, die Behandlung der Sklaven, die Religion, das Handwerk, die Verwaltung und die Beamten, … In einer Gruppenarbeit erhalten die Schüler nun jeweils ein Thema zugeteilt, das sie auf einem Lernplakat präsentieren sollen (evtl. unter Einbeziehung von Passagen aus dem Buch). Hierzu können die Merkmale für ein gutes Lernplakat eingeführt und der sinnvolle Umgang mit einem Sachbuch zur Materialrecherche thematisiert werden. Besonders spannend finden die Schüler an dieser Stelle auch eine Bilderrecherche im Internet, wobei dann aber die Gefahr besteht, dass die Kreativität der Schüler (Zeichnen eigener Bilder) und das sorgfältige Durcharbeiten der Sachbücher vernachlässigt werden. Die Plakate kann man schließlich zu einer Ausstellung zusammenfassen und so der Schulgemeinde oder auf einem Elternabend (evtl. gemeinsam mit Rollenspielen, die die Klasse aus der Originallektüre schreibt) vorstellen.

Eine fächerübergreifende Stationenarbeit – ein Projekttag „Leben im alten Rom“
Nachdem im Unterricht die Handlung des Buches besprochen worden ist, können die unterschiedlichen Fachlehrer der Klasse einen gemeinsamen Projekttag vorbereiten, an dem an verschiedenen Stationen (evtl. auch in unterschiedlichen Räumen) das Thema „Leben im alten Rom“ ganzheitlich erfahrbar wird. Jeder Lehrer bereitet für sein Fach eine Station vor, die die Schüler dann zu unterschiedlichen Zeiten (entweder nach freier Wahl oder in einem festen Rotationssystem) bearbeiten. Die Ergebnisse bzw. Arbeitsblätter der einzelnen Stationen werden gesammelt und am Ende des Tages in einer „Rom-Mappe“ zusammengefasst. Einige Ideen für mögliche Stationen/Aufgaben:
Mathematik

  • Umrechnungsaufgaben zu römischen Maßzahlen
  • das Schulgeländes in alten Einheiten vermessen
  • die römischen Zahlen und das andere Zahlensystem (Additions- statt Dezimalsystem) kennenlernen/wiederholen

Erdkunde

  • Orte der Handlung in einen Stadtplan von Rom einzeichnen
  • den Spaziergang von Quintus und seiner Mutter im Stadtplan nachvollziehen
  • das antike Rom mit dem aktuellen Stadtplan vergleichen

Biologie

  • die Getreidesorten (auch anhand von Pflanzenbeispielen) kennenlernen
  • die damalige Landwirtschaft mit der heutigen vergleichen

Religion

  • sich mit römischen Göttern, Festtagen, evtl. auch dem Kalender beschäftigen

Kunst

  • ein römisches „domus“ nachbauen
  • die verschiedenen Kleidungsstücke aus dem Text mit Tüchern gestalten und sich gegenseitig mit Digitalkameras fotografieren

Sicherlich nicht fehlen sollte die Auseinandersetzung mit den Gladiatoren, hierzu können einzelne Auszüge aus dem Film Gladiator mit Russell Crowe (Regie: Ridley Scott, Drehbuch: D. Franzoni, J. Logan, W. Nicholson. UK/USA 2000) verwendet werden. In Klassen oder Schulen ohne Lateinunterricht sind die Schüler besonders begeistert von einer Station, an der sie einige lateinische Begriffe lernen, die sie mithilfe deutscher Fremdwörter herleiten können (Beispiele: candidatus, motor, dictator, migrare, video, audio, …).

Buchpräsentationen
Im Laufe der 7. Klasse können alle Schüler die Aufgabe erhalten, im Deutschunterricht ein Buch zu präsentieren. Hierzu sollten die Anforderungen vorher festgelegt werden, um eine Überforderung zu vermeiden. Man kann die Schüler z. B. bitten, eine kurze Inhaltsangabe des Buches zu liefern, eine besonders spannende Textstelle vorzulesen und das Buch kritisch zu bewerten (Warum kann ich das Buch empfehlen, warum eher nicht?). Außerdem können die Schüler den Autor mithilfe einer kleinen Internetrecherche vorstellen. Für die Kinder ist es sehr hilfreich, wenn der Lehrer eine solche Präsentation einmal „vorspielt“, damit sie sich z. B. den erwarteten Umfang besser vorstellen können. Wenn man Quintus geht nach Rom als Lektüre gewählt hat, ist es sinnvoll, dass einige Schüler (die vielleicht keine eigenen Ideen für ihre Präsentationen haben) weitere Bücher zum Thema Antike vorstellen. Diese werden dann in eine Leseecke gestellt, so dass jeder interessierte Schüler sie auch ausleihen und lesen kann und somit das Sachwissen der Lektüre vertieft. Folgende Titel bieten sich an: Gefangen in Pompeji (von Marliese Arold), Ich zog mit Hannibal (von Hans Baumann), die zwei weiteren Quintus-Bände und die Reihe Daniel und Esther von Hans Dieter Stöver, diverse Rate-Krimis aus der Reihe Tatort Geschichte, die in der Antike spielen (z. B. Falsches Spiel in der Arena von Fabian Lenk), Titus kommt nicht alle Tage (von Irene Ruttmann), Der Dieb von Rom (von Harald Parigger) oder Maeve – Herrin der Stürme (von Franjo Terhart).

Aktuelle Bezüge
Neben der historischen Dimension, die das Buch ausmacht, spricht die Handlung auch zahlreiche Themen an, die sich auf unsere heutige Lebenswelt übertragen lassen. Ausgehend vom Fallbeispiel Quintus können so auch Phänomene in heutigen Großstädten behandelt werden. Hans Dieter Stöver erläutert dies folgendermaßen: „Die Bewohner des römischen Riesenreiches hatten ähnliche Probleme zu meistern wie die Großstädter von heute: Überbevölkerung (…), Müllbeseitigung, Pfusch am Bau, Mietwucher, schleichende Inflation des Geldwertes“ (http://www.dtvjunior.de/dtvjunior.cfm?wohin=autor15&berich=J[Stand: 11/ 2006]). Man kann Parallelen zu einer heutigen Stadt, die von Überbevölkerung und Stadtflucht betroffen ist, ziehen, und z. B. eine Kurzgeschichte aus Bangkok oder Kairo lesen, die die aktuelle Situation beschreibt. Dieser Themenkomplex eignet sich auch für den Erdkunde- oder Politikunterricht. Im Fach Politik sollte auch die Funktion von Subventionen (vgl. Tesserae in der Lektüre) behandelt und kritisch hinterfragt werden.


empfohlen von Christiane Althoff